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Tiere Essen

Tiere Essen - Jonathan Safran FoerWir führen einen Krieg gegen alle Tiere, die wir essen, oder genauer gesagt, wir lassen einen Krieg gegen sie führen. Dieser Krieg hat einen Namen: „Massentierhaltung“. Die Massentierhaltung ist, ähnlich wie Pornografie, schwer zu erklären, aber leicht zu erkennen. Im engeren Sinn handelt es sich dabei um ein System der intensiven und industriellen Landwirtschaft, in dem Tiere – oft zu Zehn- oder Hunderttausenden -, genetisch optimiert, in ihren Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt werden und unnatürliches Futter erhalten (dem fast immer verschiedene Medikamente wie zum Beispiel Antibiotika zugesetzt sind). Weltweit stammen heutzutage jährlich etwa 450 Milliarden Landtiere aus Massentierhaltung. (Für Fische gibt es keine Zahlen.) In Amerika werden 99 Prozent aller Landtiere, die gegessen werden oder Milch und Eier produzieren, in Massentierhaltung gezüchtet. Wenn wir heute also über das Essen von Tieren sprechen, müssen wir – auch wenn es bedeutende Ausnahmen gibt – über Massentierhaltung sprechen. Massentierhaltung ist weniger von einem Maßnahmenkatalog als von einer Geisteshaltung bestimmt: Die Produktionskosten werden auf das absolute Minimum gedrückt, und Kosten wie Umweltzerstörung, Krankheit beim Menschen und das Leiden der Tiere werden systematisch ignoriert oder nach außen verlagert. Jahrhundertelang orientierten die Landwirte sich an den Zyklen der Natur. In der Massentierhaltung gilt die Natur als etwas zu Überwindendes.

Jonathan Safran Foer, Tiere essen, Kiepenheuer & Witsch, 2010